Redebeitrag Eike Klemm

Zum CSD Bremen 2020 stellen wir möglichst viele Redebeiträge der Kundgebung online, damit sie auch durchgelesen werden können und langfristig zur öffentlichen Diskussion beitragen.

Hier folgt der Redebeitrag von Eike Klemm.


HOMOPHOBIAKILLS

Ich habe vor kurzem einen Beitrag von einem jungen Menschen gelesen und dachte nur, dass kann nicht wahr sein.

Homophobie tötet Menschen.

Ich habe infxef auf Instagram gefragt, ob ich seine Story vorstellen darf.

Zitat:

Ich stehe gerade vor der Post und muss ein Medikament zurückschicken welches ich mir gestern hätte spritzen müssen. Das Medikament hätte dafür gesorgt, dass mein Körper Stammzellen in mein Blut abgibt, die mir dann abgenommen und an eine an Leukämie erkrankte Person gespendet worden.

Für diese Person, wäre die Spende vielleicht die letzte Hoffnung auf Heilung gewesen.

Die Klinik des Patienten hat die Spende allerdings in letzter Minute abgesagt. Und zwar, weil ihnen aufgefallen ist, dass ich queer bin und deswegen Sex mit Männern haben könnte. Bei der Voruntersuchung wurden mir Blutproben abgenommen, um mich auf alle möglichen (sexuell übertragbaren) Krankheiten testen zu lassen. Die Tests waren alle Negativ. Aber ich könnte natürlich alle verarscht haben. Deswegen lassen sie den kranken Menschen wohl lieber sterben, als dass er Stammzellen von einer Person kriegt, die in den Schubladen der Klinik als schwul gilt…

Es ist krass, wie verbreitet und folgenreich Homophobie bei medizinischem Personal ist – aber diese Einstellungen sind auch im Transplantationsschutzgesetz festgeschrieben. Gegen jedes rationale Argument, ja noch nicht mal um das Leben einer anderen Person zu retten, ist man in diesem Land offenbar bereit auf Diskriminierungen und Ausschlüsse zu verzichten – einfach nur um des Ausschlusses willen.

Ich frage mich in solchen Momenten, ob sich daran jemals etwas ändert.

Ich wünsche dem Patienten/der Patientin auf jeden Fall, dass sich noch eine hetero-cis Person in einer monogamen Zweierbeziehung findet, die zufällig auch geeignetes Erbgut hat und deswegen spenden kann, damit er/sie/es nicht an institutioneller Homophobie sterben muss.

Ich denke dieser Text hat genug gesagt um deutlich zu machen, dass Homophobie das allerletzte ist und wir weiter für das Gegenteil kämpfen müssen.

“Die Würde des Menschen ist unantastbar.” Artikel 1.1 GG

“Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.” Artikel 3.1 GG

Ist wohl für viele fremdes Kauderwelsch und scheint unbekannt zu sein.

Sonst müsste die Politik nicht darüber diskutieren wie sie mit uns umgehen, und wir müssten nicht für unser Recht kämpfen.

Guckt auf das Rathaus.

Dort strahlt schon zum zweiten mal in Folge der Regenbogen.

Und wir werden trozdem weiter kämpfen.

Kämpfen für:

  • unser Recht
  • unser Leben
  • unsere Comunity
  • unsere Sexualität ganz egal welche
  • und unsere Regenbogenfahne
  • unser Zeichen für die Sichtbarkeit.

Und genau das machen wir heute und morgen.

Kommt, lasst uns die Welt bemalen.

In Regenbogenfarben