Bremen for Iran

Zum CSD Bremen 2023 stellen wir möglichst viele Redebeiträge der Kundgebung online, damit sie auch durchgelesen werden können und langfristig zur öffentlichen Diskussion beitragen.

Hier folgt der Redebeitrag von Bremen for Iran.


Wir vom „Bremen for Iran“ sind seit Beginn der Proteste aktiv in Bremen und versuchen den Menschen im Iran eine Stimme zu verleihen. Wir sind eine unabhängige Gruppe, die keiner bestimmten Religion oder Partei angehört. Das gesamte Team steht für einen freien Iran in Zukunft.

Wir bedanken uns zunächst einmal beim CSD, da Sie uns hier die Bühne geben über die aktuelle Situation im Iran zu sprechen.

Seit dem 16.09.2022, dem Todestag von Mahsa Jina Amini hat sich das Leben der IranerInnen im Inland aber auch Ausland verändert. Mahsa Jina Amini wurde umgebracht, weil sie ihr Kopftuch nicht nach den Richtlinien der islamischen Regierung trug. Dies war für die Menschen im Iran der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ein Zeichen welches für die jüngere Generation, ob SchülerInnen, StudentInnen, ArbeiterInnen dafür stand, dass die Zukunft sich nicht von alleine verändern wird.

Laut Human Rights (Stand April 2023) wurden 537 Menschen während der Demonstrationen getötet, 20.000 Menschen verhaftet, Menschen gezielt ins Auge oder Genitalien geschossen, um sie zu kennzeichnen und 465 Menschen hingerichtet. Unter den 537 getöteten Menschen waren 70 minderjährige Kinder.

Eines dieser Kinder ist Kian Pirfalk der in einem Video, welches die Eltern veröffentlicht haben, über den Gott des Regenbogens sprach.

Die islamische Regierung verfolgt ethnische Minderheiten wie KurdInnen, Menschen, die einer anderen Religion wie Bahai angehören, aber auch Menschen aus der LGBTQ+ Community.

Seit der Revolution im Jahre 1979 gehört der Iran zu den 66 Ländern, die zunächst einmal Homosexualität verbieten und zusätzlich unter den 12 Ländern, in denen Todesstrafe für Homosexualität verhängt wird. Iran ist somit eins der Länder, die eine niedrige Akzeptanz für die LGBTQ+-Personen vorweisen. (William Institute)

Der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte 2007 behauptet, dass Homosexualität im Iran nicht existiere.

Seit der islamischen Revolution wurden laut britischer WikiLeaks-Berichte im Iran über 4000 Homosexuelle hingerichtet. Somit gilt der Iran durch die islamische Regierung als eines der gefährlichsten Länder für Homosexuelle.

Um die Rechtsgrundlage zu verdeutlichen, würde ich gerne einige Auszüge aus dem iranischen Strafrecht vortragen:

  • § 110 Die Strafe für homosexuelle Handlungen ist die Todesstrafe. Die Tötungsart steht im Ermessen des religiösen Richters.
  • § 111 Der homosexuelle Verkehr wird dann mit dem Tode bestraft, wenn der aktive und der passive Täter mündig und geistig gesund sind und aus freiem Willen gehandelt haben.
  • § 129 Die Strafe für die lesbische Liebe sind 100 Peitschenhiebe für jede.
  • § 131 Wenn die lesbische Liebe dreimal wiederholt und jedes Mal mit Peitschenhieben bestraft worden ist, ist die Strafe beim vierten Mal die Todesstrafe.

Der Hamburger Verfassungsschutz bestätigte in seinem Jahresbericht 2019 eine hohe Anzahl der Hinrichtungen im Iran, darunter viele Schwule und Lesben. Nicht nur die Regierung geht hart gegen die LGBTQ Gemeinde vor, in der Gesellschaft ist das Thema ebenfalls tabuisiert. Laut Aussagen der betroffenen, werden eigene Familienmitglieder zu Spionen und verraten ihren eigene Familie, Bruder, Söhne, Schwester oder Töchter. Bevor die Strafe verhängt wird, sitzen die verurteilten jahrelange in Isolationshaft.

Genau wie Mehrdad Karimpour und Farid Mohammadi, wurden die Ende Januar 2022 nach sechs Jahren im Todestrakt erhängt wurden. Ihnen wurde Verdorbenheit auf Erden vorgeworfen. Homosexuelle werden drangsaliert, willkürlich verhaftet und sind massiver Folter im Gefängnis ausgesetzt.

Lesbische Frauen werden neben den Peitschenhieben von ihre Familien zwangsverheiratet. Somit sind sie einer lebenslangen Folter ausgesetzt, wenn sie mit dem anderen Geschlecht Geschlechtsverkehr haben müssen.

Ebenfalls werden AktivistInnen, die sich für die Rechte der LGBTQ-Gemeinde einsetzten, als Bedrohung für die islamische Regierung angesehen. So wie Zahra Sedighi und Elham Chobdar. Beide Frauen wurden von einem islamischen Revolutionsgericht zunächst einmal wegen „Verbreitung“ von Homosexualität zum Tode verurteilt. Sie hatten vorher über Social Media sich friedlich für LGBTQ Community eingesetzt. Durch die internationale Aufmerksamkeit wurden siezunächst einmal auf Bewährung freigelassen. Die Vorwürfe sollen in Zukunft nochmal verhandelt werden.

Die islamische Regierung hat jedoch für transsexuelle Menschen einen Sonderfall. Transsexuelle dürfen zwar sich zum anderen Geschlecht um operieren lassen, ihnen droht trotzdem der Verlust des Arbeitsplatzes und sie werden vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.

Viele Homosexuelle, denen es nicht um eine Umwandlung geht, gehen diesen Schritt nur, damit sie Ihre Liebe ausleben können. Dies bedeutet, dass ein homosexueller Mann nach der Operation seinen Partner Heiraten darf und ein gemeinsames Zusammenleben möglich ist.

Seit der Revolution solidarisieren sich die Menschen öffentlich mit der LGBTQ-Community. Sie tragen bei den Demonstrationen Regenbogen Armbänder, küssen sich vor dem berühmten Azadi Platz und stellen die Fotos Online. Die Menschen fürchten sich nicht mehr, sie haben nichts mehr zu verlieren.

Gerne würden wir euch auffordern gemeinsam mit uns Laut zu sein. Seien wir gemeinsam laut für die Minderheiten im Iran. Seien wir laut für die Liebe und Freiheit.

Gerne würde ich unsere Rede mit einem Zitat beenden. Dies hatte ein homosexueller Mann bei einem Interview gesagt: “Alle Minderheiten im Iran haben Probleme. Menschen wie wir werden nicht nur nach den Gesetzen der Regierung zum Tode verurteilt, sie werden jeden Tag Tausende Male in Ihrem Wesen getötet, Sie müssen jeden Tag eine Rolle spielen, Sie werden jeden Tag beurteilt. Die Wunden einiger Menschen sind unsichtbar”.

Gerne können Sie uns auf Instagram folgen, damit Sie keine Veranstaltung mehr verpassen: Bremen_for_Iran