Liebe LGBTIQ*-Community,
heute zum Celebrate-Bisexuality-Day richte ich mich an euch. An all‘ jene, die Toleranz einfordern, aber andere Minderheiten ausschließen. An all‘ jene, die aufgrund ihrer Sexualität verurteilt werden, aber andere Menschen aufgrund von Sexualität verurteilen. Ob gerade DU Dir diesen Schuh anziehst, ist Deine Sache. Nun denn, los geht‘s:
„Ich möchte keine bisexuelle Freundin. Da hätte ich immer Angst, dass sie mich betrügt.“
oder
„Eine Person, die bereits andersgeschlechtliche Erfahrungen gemacht hat, ist für mich nicht so rein.“
Das sind Sprüche, die mir als bisexuelle Frau von Menschen aus der Community an den Kopf geworfen werden. Und sowas tut richtig weh. Wie kann man sich das Recht nehmen, mir eine Charaktereigenschaft zuzuschreiben oder mir eine mangelnde Körperhygiene zu unterstellen, nur aufgrund meiner sexuellen Neigung?
Auf CSD-Demonstrationen rufen sie laut: „Lieb‘ doch, wen Du willst!“
Aber ich, ich soll mich vorher auf ein Geschlecht festlegen?
Ganz zu schweigen von den Standard-Sprüchen, bezüglich einer Phase oder der Nicht-Existenz von Bisexualität. Gerade dadurch fühlen sich viele Bisexuelle dazu gedrängt, ihre Sexualität vor anderen zu beweisen – vor allem wenn sie in einer Beziehung stecken oder bisher nur Erfahrungen mit einem Geschlecht gemacht haben.
Ich bezeichne solche Aussagen schlicht und einfach als biphob. Und gerade von Menschen, die bereits selber zum Beispiel homo- oder transphobe Erfahrungen machen mussten, fordere ich mir deutlich mehr Offenheit und Toleranz.
Einen Grund für die Vorurteile gegenüber Bisexuellen innerhalb der gesamten Gesellschaft sehe ich in der medialen Darstellung.
Hier wird Bisexualität zur Charaktereigenschaft und die Figuren selten weiter ausgeschmückt. Meistens sind sie in Dreiecksbeziehungen oder fallen durch Untreue auf. Die Figuren werden deviant dargestellt. Irgendwie böse oder sogar psychopathisch.
Zum Beispiel Jenny Schecter in „The L-Word“ (eine Serie über queere Frauen in Los Angeles), die zu Anfang der Serie mit Männern zusammen ist, dann mit Frauen und sich einfach nicht auf einen Menschen festlegen kann, viel lügt und betrügt. Oder Adéle in „Blau ist eine warme Farbe“, die ihre Freundin Emma mit einem Mann betrügt.
Und auch die Stars und Sternchen, die sich immer häufiger als bisexuell outen, tragen nicht unbedingt zu einem besseren Bild bei. Immer häufiger kommt mir zu Ohren, dass „Bisexualität gerade voll im Trend ist.“
Ich bin also im Trend? Ich will gar nicht im Trend sein.
Und ich habe noch keine bisexuellen Menschen getroffen, die sich als bi identifizieren, weil es angesagt wäre.
Mein Fazit ist also eigentlich recht einfach:
Wir wollen anerkannt und nicht aufgrund unserer Sexualität charakterisiert werden. Denn wir haben das genauso verdient, wie alle anderen Menschen hier auch!
In diesem Sinne beste Wünsche zum Celebrate-Bisexuality-Day,
Anne
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